März 10, 2022

Nach ihnen die Macht

Nach ihnen die Macht

Ich bin voller Trauer. Weil in diesem Moment Millionen Menschen fliehen und hunderte sterben. Und ich bin voller Wut. Weil wir erleben müssen, was passieren kann, wenn einem Alten Weißen Mann nahezu unbegrenzte Machtfülle zur Verfügung steht. Denn Wladimir Wladimirowitsch Putin, der Mensch, der gerade versucht, eine europäische Demokratie auszuradieren, ist für mich der ungefilterte, ungebremste, konzentrierte, bösartige Prototyp des Alten Weßen Mannes.

  • Er ist ein Narzisst, der sein Ego und dessen destruktive, antisoziale Tendenzen zur absoluten Wahrheit stilisiert.
  • In der Folge dieser Idealisierung ist er konsequenterweise völlig unempathisch und rücksichtslos gegenüber dem Leid anderer.
  • Und er nutzt zur öffentlichen Rechtfertigung seiner Taten ein historisierendes, auf offensichtlichen Fälschungen und Wahrnehmungsverschiebungen beruhendes, rückwärtsgewandtes Narrativ, das er mit Hilfe zentral gesteuerter Propaganda zur Ideologie, zum Quasi-Glauben aufpimpt.

Diese Eigenschaften teilt er mit den meisten seiner unerträglichen Artgenossen in unseren sozialen Netzwerken. Sie alle haben die Wahrheit gepachtet, sie suchen sich bewusst Schwächere als Opfer und sie denken in Kategorien von gestern, schlicht und einfach weil die Vergangenheit eines Narzissten natürlich immer die Geilste war. Aber im Gegensatz zu ihnen stehen Putin Ressourcen zur Popularisierung seines Narrativs zur Verfügung, von denen viele #noAFD-Aktivisten nur träumen können. Es gelang ihm, für Millionen Russen und Fanboys weltweit eine neue, eine putinsche Realität zu schaffen - und doch steht er massiv unter Druck.

Warum? Weil die Art, wie er sein Narrativ vermittelt - mit Hilfe zentralisierter Propaganda und gelenkter Medien - nur noch innerhalb seines direkten Wirkungsraums halbwegs funktioniert. Außerhalb seiner Echokammer zeigen uns die Ukraine, und dabei ganz voran Präsident Selenskyi, wie mächtig persönliche, authentische und empathische Geschichten sein können.

Jeder Social Media Post, jedes authentische Video - aus einem Bunker, von der Flucht oder am Fenster des Präsidentenpalastes - wirkt wie eine kommunikative Javelin gegen seine gleichzeitig so zerstörerischen wie lächerlichen Propagandapanzer. Sie sind mit dafür verantwortlich, dass der Westen so schnell, so geschlossen reagiert hat. Persönliche Storys sind die beste Waffe gegen übermächtig scheinende Narrative.

Leider gibt es dennoch keinen Grund zu feiern, aufzuatmen, sich auf die Schulter zu klopfen. Der Krieg ist nicht gewonnen und er ist in diesem Moment noch immer tödlich, egal wie viele Tweets wir abfeuern. Wir alle sind aufgerufen, unser Bestes zu tun, um den echten, blutigen Krieg zu beenden - auch wenn das heisst, dass wir vor Kälte oder Angst zittern müssen. Diesen Alten Weißen Mann besiegt man nicht nur mit Worten.

Aber deutlich wird am Verlauf der letzten zwei Wochen eben doch, dass wir potenziell eine Chance gegen die Alten Weißen Männer haben. Wir können persönliches Erleben, persönliche Geschichten und Empathie gegen diese Demagogen einsetzen und dabei die Welt und ihre Mächtigen in eine Richtung bewegen, die uns entspricht, die wir uns wünschen. Die Alten Weißen Männer sind mächtig - aber sie sind nicht unverwundbar. Es gibt eine Macht nach ihnen.

Ich habe beschlossen, meinen Teil dazu beizutragen, diese Veränderung zu beschleunigen. Geschichten haben Macht. Macht, die Welt besser zu machen und unmenschliche Narrative zu besiegen. Ich liebe Geschichten. Ich kann Geschichten. Und deshalb gibt es jetzt Heroworks. Schaut mal rein. Und: #StandWithUkraine.